Abschlussbericht Saison 2021/2022 der Herren I
Die Corona-Zeit hat viele Dinge zerstört, eines davon ist das Zeitgefühl. Irgendwie gingen die Füchse nämlich als Aufsteiger in die Bezirksliga-Saison 2021/22, aber so richtig fühlte es sich danach irgendwie nicht an. Nach dem viel umjubelten und erstmaligen Aufstieg aus der Bezirksklasse in der Saison 2019/20 bestand die Saison 2020/21 aus genau einem Spiel: eine Drei-Tore-Auswärtsniederlage gegen den TSV Simbach II. Danach kam wieder der corona-bedingte Saisonabbruch, es kam wieder eine lange Saisonvorbereitung und es ging – eben erneut als Aufsteiger – in die Bezirksliga-Saison 2021/22.
Und die hatte wegen Corona eine Besonderheit: Weil es 2019/20 nur Aufsteiger, aber keine Absteiger gab und 2020/21 überhaupt gar nicht gewertet wurde, waren die Ligen ziemlich voll. In der Bezirksliga tummelten sich 15 statt 12 Teams, in den Ligen darüber ging es noch enger zu. Deswegen entschied der BHV: Aus einer Bezirksliga-Staffel wurden zwei gemacht, die jeweils beiden Letzten steigen direkt ab, die jeweils Dritt- und Viertletzten spielen in einer Abstiegs-Relegation gegeneinander.
Für die Füchse war also klar, dass das Unterfangen Klassenerhalt ein schwieriges werden würde. Das Ziel war es, diese Abstiegs-Relegation zu erreichen. Die Mannschaft von Trainer Mike Lehnert startete in die Saisonvorbereitung, schwitzte und ackerte, spielte den hauseigenen Fuchs-Cup und einige Vorbereitungsspiele und ging dann nach so langer Handball-Pause trotzdem einigermaßen unsicher ob der eigenen Leistungsstärke und der Form der Konkurrenz in die Saison.
Der Start verlief verheißungsvoll. Mit 30:28 besiegte man auswärts den TSV Rottenburg, ebenfalls ein Aufsteiger, und mit den ersten zwei Punkten nährte sich der Traum vom Klassenerhalt. Das Team wirkte fit, die jungen Spieler wie Eric Wang oder Janek Moll fanden schnell ihre Rolle in der Mannschaft. Schon zu diesem Zeitpunkt war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass von 15 Bezirksliga-Teams sieben absteigen müssen. Es ging also von Beginn an um jeden Punkt. Eine Woche später, erstes Heimspiel als Bezirksligist überhaupt, und die Scheyerer kassierten eine deutliche Niederlage gegen die HSG Freising-Neufahrn II. Mit 25:34 verlor man das Spiel, ganz schwacher Tag. Doch wiederum eine Woche später gab es die nächsten Punkte. Auswärts wurde Mit-Aufsteiger ASV Dachau II mit 28:23 besiegt und zu diesem Zeitpunkt träumte das Team auch ein kleines bisschen vom direkten Klassenerhalt. Gegen die SG Moosburg lagen die Füchse lange Zeit teils deutlich in Führung. Ein Sieg wäre mehr als möglich gewesen, am Ende verlor man mit 32:36, weil das Team in der Schlussphase einbrach. In der 38. Minute führten die Füchse noch mit 22:19. Moosburg wurde später Meister, Scheyern hätte hier einen riesigen Schritt Richtung Klassenerhalt gehen können. Spielerisch stimmte die Form aber.
Doch dann kam die erneute Corona-Unterbrechung. Wieder monatelang kein Spielbetrieb, wieder auch Trainingspause – und die Info vom Verband: Die Saison wird in einer Einfach-Runde gespielt. Damit war klar: Scheyern hatte noch zwei Spiele in der regulären Saison, beide gegen die direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt ohne Relegation: Schrobenhausen und Indersdorf. Als es dann weiterging, trainierten die Füchse intensiv und hochkonzentriert. Klar war: Mit zwei Siegen wäre man ohne Relegation gerettet. Mit einem Sieg ginge man mit einem positiven Punkteverhältnis in die Relegation. Doch es folgten zwei bittere Wochen. Zunächst das Spiel gegen Schrobenhausen. Auswärts zeigten die Scheyerer eine kämpferische Leistung, bestimmten die Anfangsphase. Doch dann gab es eine ganz schwache Periode kurz vor und zu lang nach der Halbzeit. Der SSV zog davon, in der Schlussphase kamen die Gäste aber wieder zurück ins Spiel. Glichen aus, hatten die Chance auf den Führungstreffer und verloren unfassbar bitter mit einem Tor Unterschied. Im Spiel gegen Indersdorf ging es dann gefühlt schon um alles. Wieder großer Kampf, wieder eine zwischenzeitliche Führung und wieder reichte es nicht. 27:33 hieß es am Ende.
Und das war bitter. Denn damit sanken die Chancen auf den Klassenverbleib auf ein Minimum. In der Abstiegsrelegation gab es kein Rückspiel gegen Indersdorf, aber jeweils zwei Spiele gegen den TV Passau und den TSV Simbach II, die aus der Ost-Staffel kamen. Diese Art der Spielplaneinteilung verstand man bei den Füchsen nicht so richtig. Klar war, dass Scheyern alle Spiele hätte gewinnen müssen und Indersdorf zweimal Punkte hätte lassen müssen. Dazu kam es aber nicht, Indersdorf verlor nur eine Partie, Scheyern musste sich gleich im ersten Spiel auswärts dem TV Passau mit 23:32 geschlagen geben. Ein ungünstiger Modus, eine Saison mit extrem vielen Absteigern. Es hätte vieles passen müssen bei den Füchsen für den Klassenerhalt. Aber so ehrlich muss man sein, für den allerletzten Punch hatte man in dieser Saison zu viele Kaderprobleme, denn einige Spieler konnten aufgrund von Studium, Beruf oder Privatem aus verständlichen Gründen nicht voll trainieren und nicht immer spielen. Und so gelang das, was in der Aufstiegssaison noch so famos klappte in dieser Spielzeit nicht: die ganz engen Spiele wurden nicht gewonnen.
Doch die Füchse zeigten in dieser Saison auch etwas, das viel wichtiger ist: Sie berappelten sich wieder, sie kreierten noch mehr Leidenschaft und entwickelten sich als Team weiter. Aus dem großen Frust nach der Indersdorf-Niederlage wurde schnell ein neuer Spirit geboren. In den letzten drei Relegationsspielen warfen die Scheyerer alles rein, spielten mit voller Hingabe und taktisch stärker als zuvor mit neuen Lösungen und anderen Ansätzen. Und das, obwohl der Klassenerhalt nur theoretischer Natur war. Erst wurde Simbach deutlich mit 30:22 besiegt, dann das Heimspiel gegen Passau in einem irren Kraftakt mit 34:32 gewonnen und zum Abschluss auch das Auswärtsspiel in Simbach mit 34:24 gewonnen. In diesen drei Spielen steckte so viel Leidenschaft, so viel Wille und so viel spielerische Leistungssteigerung – und das, obwohl in jedem Spiel immer mindestens ein Stammspieler in Quarantäne war.
So sorgten die Relegationsspiele wegen der Leistung und der Ergebnisse für einen versöhnlichen Abschluss – und führten sogar zu einer ungeahnten Euphorie. Da die Damen die Aufstiegs-Relegation erreichten, feuerten sich die Teams gegenseitig noch frenetischer an als sonst, die Teams wurden von Fans unterstützt und fuhren zu den Spielen nach Niederbayern gemeinsam im Reisebus. In diesen Wochen pochte das eh schon große Füchse-Herz nochmal lauter als gewöhnlich.
Der Klassenerhalt war ein schwieriges Unterfangen, die äußeren Umstände hätten schwieriger nicht sein können und bei den internen Faktoren erreichte man nicht in jeder Phase die 120 Prozent, die es gebraucht hätte. So ist dieser Abstieg verschmerzbar und erkenntnisreich. Die Leistung in der Schlussphase, die Hingabe über die ganze Saison und die taktischen und strukturellen Fortschritte sorgen dafür, dass das Ziel der Wiederaufstieg ist. Wenngleich auch das ein großes Ziel ist. Die Herren I haben in der Saison 2021/22 also diese Bezirksliga-Erfahrung gesammelt. Sie wollen da wieder hin. Und sie haben sich in dieser Spielzeit weiterentwickelt. Vielleicht zeigt das diese Klammer ganz gut: Saison 2020/21, erstes und einziges Spiel, Auswärts-Niederlage in Simbach. Saison 2021/22, letztes Spiel, Auswärtssieg in Simbach. Mit zehn Toren. Wir kommen wieder.
Das war lange Zeit die Gefühlslage, bis in den Juni hinein. Und dann kam die Nachricht vom BHV: Die Herren I steigen nicht ab. Grund dafür ist, dass in anderen Ligen Teams zurückzogen oder auf den Aufstieg verzichteten. So kam es zu der Situation, dass sich all diese Leidenschaft und Hingabe, die die Scheyerer Herren in der Abstiegs-Relegation zeigten, doch noch auszahlte. Klassenerhalt, die Füchse spielen auch kommende Saison in der Bezirksliga. Eine irre Wendung, eine verdiente Wendung auch. Das sorgt für Motivation – und ist irgendwie auch das passende Ende dieser diffusen Corona-Saison.
Trainer: Mike Lehnert, Christian Missy
Mit freundlichen Grüßen
Christian Missy
HFS-Social-Media-Team